Digitale Welt

Dem richtigen Umgang mit der digitalen Welt kommt immer grössere Bedeutung zu. Wir möchten Sie auf dieser Seite mit Tipps und Tricks zum sinnvollen Umgang mit der digitalen Welt beliefern.

FASZINATION HANDY - Was Eltern beachten sollten

by Christelle Schläpfer / In Familienalltag

Handys sind heute fast nicht mehr weg zu denken. Nebst Chancen bergen sie leider auch viele Risiken. Daher ist es wichtig, den Kindern beizubringen, wie man sicher damit umgeht – vergleichbar mit der Verkehrsschulung im Strassenverkehr. Kinder haben noch keine eigene Selbstregulierung (die Reifung des Frontallappens im Gehirn ist noch nicht abgeschlossen). Nicht verwunderlich also, dass es ihnen schwer fällt, Grenzen bezüglich der Nutzungsmenge einzuhalten.

Es liegt an uns Eltern, die Kinder bezüglich digitaler Medien zu begleiten, nicht nur in Sache Menge, sondern auch in punkto Sicherheit. Grenzen setzen reicht da oft nicht aus – es braucht liebevoll-konsequente Kontrolle und Folgen bei nicht Einhalten der gemeinsam festgelegten Abmachungen.

Strafen und Belohnungen machen das Handy noch attraktiver

Kürzlich wurde ich von einem Eltern-Paar gefragt, ab welchem Alter ich Handys für Kinder empfehlen würde. Sie hätten sich überlegt, ihrer 11-jährigen Tochter, (welche sie richtiggehend bezüglich Handykauf terrorisierte), ein Handy zu kaufen, damit sie etwas in der Hand hätten, wenn sie sie bestrafen wollten.

Erstens sind Strafen grundsätzlich ein Problem. Sie sind abschreckend, erniedrigend, verletzend und nutzen sich mit der Zeit ab. Ausserdem bleibt der Lerneffekt aus, denn Strafen unterdrücken höchstens das unerwünschte Verhalten und haben mit diesem meist nichts zu tun. Wenn ich also meinem Kind, weil es frech war, das Handy zwei Wochen lang entziehe, hat das mit dem Verhalten nichts zu tun. Da diese Massnahme eher der  Beziehungsqualität schadet, wird das Kind auch keine Lust haben, zu kooperieren. Das leuchtet vielen Eltern ein. Allerdings erlebe ich auch viele Fälle, in denen den Kindern Handyzeit als Belohnung für gutes Verhalten in Aussicht gestellt wird. In beiden Fällen, ob bei Bestrafung oder Belohnung, erhält das Handy eine ganz wichtige Stellung. Wenn wir darauf verzichten, das Handy als erzieherisches Mittel zu missbrauchen, wird es deutlich an Attraktivität verlieren.

Das Handy gehört nachts nicht ins Kinderzimmer

Die MIKE Studie (Medien, Interaktion, Kinder, Eltern), welche 2018 in der Schweiz publiziert wurde, zeigt u.a. folgende Ergebnisse: ¼ der 6- bis 9-Jährigen haben bereits ein eigenes Smartphone. Bei den 10- bis 11-Jährigen sind es schon 2/3 und 4/5 bei den 12- bis 13-Jährigen.
Die Studie zeigt auch, dass 35 % der Kinder mit eigenem Handy dieses mindestens einmal pro Woche dann nutzen, wenn sie eigentlich schlafen sollten.

Es ist besonders wichtig, dass Kinder 30 Min vor dem Schlafen kein Handy mehr benutzen – und zwar nicht wegen der Games, sondern, weil das blaue Bildschirmlicht eine Verzögerung der Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin verursacht. Handys gehören nachts aus dem Kinderzimmer, am besten in ein gemeinsames Familien-Handykörbchen oder an eine gemeinsame Ladestation.

3 Bereiche, die im Umgang mit dem Handy Begleitung brauchen

  • Dauer: Bildschirmzeiten
  • Inhalte: Filme, Games, Apps, Chaträume, etc.
  • Daten: Datenschutz

Die Dosis macht das Gift

Kinder vor 4 Jahre sollte möglichst wenig Bildschirmmedien konsumieren, da ihr Gehirn für die Entwicklung sehr viele Sinneserfahrungen braucht. Die kleinen Kinder können die schnellen Bildfolgen in ihrem Gehirn noch nicht verarbeiten. Eine amerikanische Studie an jungen Mäusen zeigt, dass der frühe Konsum der Bildschirmmedien den Hippocampus (Bereich, der für das Gedächtnis zuständig ist) im Gehirn unwiederbringlich beeinträchtigen kann: Es werden keine neuen Zellen gebildet.

Sicherheitseinstellungen und die App-Wahl

Nicht jeder Inhalt ist für kleine Kinder geeignet. Das Handy sollte man daher sicherheitshalber auf Flugmodus stellen. Bei der App-Wahl, ist darauf zu achten, dass keine In-App-Käufe möglich sind (Apps müssen werbefrei sein). Die Apps sollten altersgerecht und, je jünger die Kinder, desto ruhiger in der Bildabfolge sein. Zudem sollte Appstore dringend mit einem Kennwort geschützt werden, das die Kinder nicht kennen. Bewertungen zu Apps + Altersempfehlungen gibt es auf der Datenbank vom Deutschen Jugend Institut.

Auf Youtube gibt es viele Zeichentrickfilme, allerdings auch Vieles, was absolut nicht für Kinder bestimmt ist. Daher empfiehlt es sich, die Youtube Kids App zu nutzen: Die Inhalte sind speziell auf Kinder ausgerichtet und die Eltern haben die Möglichkeit, die Dauer der Appnutzung einzustellen. Aber: es gilt zu bedenken, dass die Youtube Kids App nicht werbefrei ist.

Filtersoftware ersetzen keine Aufklärung

Es kann für Kinder sinnvoll sein, eine Filtersoftware zu installieren, vor allem wenn ein Kind schon unter 12 Jahren ein eigenes Smartphone haben sollte. Es gilt aber zu bedenken, dass die Kinder, je älter sie werden, sich sehr schnell auf Youtube informieren werden, wie man diese Filtersoftware deinstallieren kann. Daher ist von Anfang an wichtig, in Dialog zu bleiben, und die Kinder aufzuklären, z.B., dass sie nie Kontaktanfragen von Personen annehmen sollen (z.B. in Chaträumen von Games), die sie aus dem realen Leben nicht kennen.

Mediennutzung statt Medienkonsum

Es ist ein deutlicher Unterschied, ob die digitalen Medien nur zur Unterhaltung konsumiert oder als Werkzeug genutzt werden. Es lassen sich schon vor der Einschulung tolle Ideen mit den digitalen Medien umsetzen, wie z.B. das Nachkochen eines Rezeptes oder Suchen von Bastelideen, das Bearbeiten von Film- und Bildmaterial, etc. Wenn es darum geht, die Kinder etwas recherchieren zu lassen, empfiehlt es sich, statt mit Google, mit Kindersuchmaschinen zu arbeiten. Diese sind werbefrei und bieten in einem geschützten Rahmen speziell für Kinder aufbereitete Themen. Eine ausgezeichnete Kindersuchmaschine ist z.B.  www.blindekuh.de

Der Handykonsum der Eltern – nicht nur eine Frage der Vorbildfunktion

Vor wenigen Jahren war es noch so, dass der Umgang mit den digitalen Medien fast ausschliesslich ein Problem der Jugendlichen war. Seit Erfindung des Smartphones 2007 haben die Eltern dramatisch aufgeholt. Eine britische Studie zeigt, dass Eltern im Schnitt 88x am Tag auf das Handy kucken (dh. etwa alle 10 Minuten). Schlimm ist diese Tatsache vor allem im Zusammenhang mit Babys und Kleinkindern, welche die volle Aufmerksamkeit der Eltern bräuchten. Das Handy wird nicht etwas nur auf dem Spielplatz und beim Spazieren genutzt, sondern auch beim Stillen, beim Füttern, beim Wickeln. Die neuesten Entwicklungen zeigen, dass bei Kindern, welche zu wenig Blickkontakt und emotionale Zuwendung wegen des Handykonsums der Eltern erfahren, Bindungsstörungen, Sprachentwicklungsverzögerungen und Depressionen im Kleinkindalter entstehen. Es geht hier also nicht nur um die Vorbildfunktion der Eltern bezüglich Umgang mit dem Handy, sondern um Folgeschäden, die beängstigend sind.

Weiteres zum Handy

HANDYSTAR

Auf der Internetseite www.handystar.ch finden Sie Tipps, Tricks und Geschichten zum Umgang mit dem Handy.

Arbeitsheft Handystar
Kommunikation total
In die Kostenfalle getappt
Der unerwünschte Handyfilm

 

Wie Kinder lernen, ihr Handy sinnvoll zu nutzen

Ausgabe: 24/09

Das Mobiltelefon gehört heute zur Standardausrüstung von Kindern und Jugendlichen. Konfliktfrei ist der Umgang nicht: Ärger gibts bei hohen Rechnungen, Sorgen bei Gewalt- und Sexinhalten. Was tun?

Lilian weiss genau, was sie sich zu Weihnachten wünscht: ein eigenes Handy. Die Zwölfjährige hat es satt, die SMS von ihren Freundinnen nur über das Handy ihrer Mutter zu empfangen. Die Mutter versteht das mittlerweile - nur fragt sie sich, ob ihre Tochter für ein eigenes Handy nicht noch zu jung ist.

Unter Experten ist umstritten, ab wann ein eigenes Handy sinnvoll ist. "Grundsätzlich empfehlen wir, so lange wie möglich zuzuwarten. Wir sehen, dass Jugendliche ab 13 Jahren ein Handy gut bedienen können", sagt Roland Wittwer von Pro Juventute. Wittwer ist Co-Leiter der Themenbereiche Medien und Konsum bei der Stiftung, die im Rahmen des Projekts "Handyprofis" an Schulen Workshops zum eigen-verantwortlichen Umgang mit dem Mobil-telefon anbietet. In der Primarschule reiche ein Familienhandy, das dem Kind mitgegeben werden könne etwa zum Fussballtraining oder zum Musikunterricht.

AB ZWÖLF JAHREN HABEN FAST ALLE EINS
Die Empfehlung der Medienpädagogen deckt sich nicht ganz mit der Realität: 95 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren haben ein eigenes Handy, wie die repräsentative deutsche Studie "Jugend und Medien" von 2008 zeigt. Und auch unter Jüngeren ist gemäss der Studie der Telefonbesitz weit verbreitet: Jedes zweite Kind zwischen sechs und zwölf Jahren hat eins. Das Durchschnittsalter fürs erste Handy beträgt knapp elf Jahre. Kein Wunder: Bei Kindern ist das Mobiltelefon ein Statussymbol.

Doch was den Jungen unersetzlich ist, sorgt für Zündstoff zwischen Eltern und Kindern: Horrorvisionen für Eltern sind etwa Dauernutzung, hohe Rechnungen und fragwürdige Fotos oder Videos. Doch so weit muss es nicht kommen. Die jüngeren Jugendlichen brauchen das Handy in erster Linie für SMS und zum Musikhören, so Experte Wittwer. Auch wenn sich die Kosten für eine SMS im Rappenbereich bewegen, können sie schnell überborden. Hier ein "Hallo Mira, ist dir auch langweilig?", da ein "Hihi, ich bins" - und schon ist eine Unmenge an Mitteilungen verschickt und die Rechnung Ende Monat eine mittlere Katastrophe. "Am einfachsten ist es, zu Beginn ein Prepaid-Handy zu wählen", rät daher Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Comparis. Ist der vereinbarte Betrag aufgebraucht, geht nichts mehr. So lernen Kinder auch, mit den Kosten umzugehen.

Doch ein Handy ist mehr als ein einfaches Kommunikationsmittel. Mit zunehmendem Alter der Kinder ändern sich die Bedürfnisse. Das Mobiltelefon wird zum Multimediagerät: Fotografieren, Filmen und Gamen kommen zu den SMS hinzu. Hierfür jonglieren die Jugendlichen untereinander mit einer Unmenge von Daten (von Klingeltönen bis Videos), die zuvor im Internet heruntergeladen werden.
 Doch je mehr Funktionen benützt werden, umso mehr nimmt das Risiko zu: Der Konsum von Sex- und Gewaltfilmen auf Handys ist laut einer Zürcher Studie unter Jugendlichen weit verbreitet. Die Palette reicht von Sexvideos über Pornoszenen mit Tieren, selbst geschossenen entwürdigenden Bildern von Jugendlichen bis zu Sequenzen, in denen jemand verprügelt wird. Haben die Eltern beim Internet zu Hause noch gewisse soziale Kontrollmittel, haben sie beim Handy häufig keine Handhabe mehr. Was kann man tun? Das Handy streichen? Oder restriktiv all diese Funktionen unterbinden?

KRITISCHER UND KREATIVER UMGANG
Medienpädagoge Wittwer winkt ab. Für ihn der falsche Weg. Und auch eine Illusion: "Kinder und Jugendliche lernen den Zugang zu den neuen Medien sehr schnell. In kurzer Zeit beherrschen sie die Anwendung besser als die Erwachsenen. Was aber fehlt, ist die Fähigkeit, kritisch mit dem Medium umzugehen."

Genau hier setzt für den Experten die Lösung an: Die Kinder und Jugendlichen sollen im Umgang mit dem Handy begleitet und ihre Medienkompetenz gefördert werden. Und zwar nicht nur von den Eltern, sondern auch von der Schule. "Dazu gehört, die Kinder über Risiken aufzuklären, klare Abmachungen zu treffen, ihnen aber auch die altersgerechte Verantwortung für das Medium zu übergeben."

Die Verteufelung der neuen Medien ist für Wittwer auch aus einem anderen Grund verfehlt: "Die Multimediafähigkeit des Handys kann durchaus kreativ genutzt werden." Etwa für einen Handyfilmwettbewerb oder fürs Geocaching - die moderne Form der Schnitzeljagd via GPS. Auch an der Schule, wo das Mobiltelefon ein leidiges Dauerthema ist, könnte es sinnvoll zum Zug kommen: "Das Handy kann auch zum Lernen eingesetzt werden. Etwa als Diktiergerät, mit dem man das Diktat üben kann."

 

SO BEHALTEN SIE DEN ÜBERBLICK

Generell: Das muss besprochen werden
Bereden Sie mit Ihrem Kind die sinnvolle Nutzung des Handys und klären Sie den Bedarf. Je jünger ein Kind, umso mehr empfiehlt sich ein Handy mit wenigen Funktionen: keine Kamera, keine Bluetooth-Verbindung und wenig Speicher für Bilder und Filme. Treffen Sie Abmachungen, wann und wie oft das Handy benützt werden darf. Regeln zur Handynutzung sollen in periodischen Abständen zusammen mit dem Kind überarbeitet und dem Alter angepasst werden.


Kosten: Die wichtigsten Barrieren
Wählen Sie ein Prepaid-Angebot oder einen Abotyp, bei dem ein monatliches Guthaben festgelegt werden kann. Ein gebrauchtes Handy aus der Familie oder dem Freundeskreis reicht für den Anfang. Lassen Sie die drei- und vierstelligen SMS-MMS-Nummern beim Anbieter sperren (kostenpflichtige Mehrwertdienste, unter anderem auch die 0900-Nummern). Machen Sie klar, dass man bei einem SMS-Chat auch für SMS zahlen muss, die man erhält. Vorsicht bei SMS-Diensten, bei denen man Klingeltöne oder Spiele herunterladen kann: Sie sind teurer als normale SMS. Und man erhält weitere kostenpflichtige SMS. Generell keine SMS an Kurznummern senden.


Sicherheit: Schutz vor Gewalt und Pornographie
Thematisieren Sie mögliche Gefahren (Pornobilder, Gewaltfilme et cetera) und treffen Sie klare Abmachungen über erlaubte und unerlaubte Anwendungsmöglichkeiten des Handys. Lassen Sie beim Kauf der SIM-Karte Namen und Alter des Kindes registrieren, damit Schutzprogramme aktiviert werden können. Deaktivieren Sie je nach Alter Ihres Kindes die Datenübertragung via Bluetooth. Weisen Sie Ihr Kind darauf hin: Wer illegale Darstellungen auf seinem Handy hat, macht sich strafbar. Kindern unter 16 Jahren darf Pornographie nicht gezeigt werden. Erhalten Kinder unter 16 Jahren pornographische Darstellungen, gelten sie als Opfer. Speichern sie diese länger als drei Wochen, werden sie zu Tätern. Schauen Sie regelmässig gemeinsam mit Ihrem Kind an, welche Inhalte auf dem Handy vorhanden sind. Finden Sie Pornodarstellungen, müssen Sie aktiv werden: Handelt es sich um einen einmaligen Ausrutscher, machen Sie dem Absender klar, dass dies nicht erwünscht ist. Wiederholt es sich, bringen Sie das Handy zur Polizei.

ICT

Hier finden Sie einige Dokumente zu ICT in der Primarschule.

ICT-Pass Unterstufe
ICT-Pass Mittelstufe
Internet-Charta PS Tobel